Grüne Praxis: Nachhaltige Verbrauchsmaterialien in der Praxis

Die Frage, wie wir unsere Praxisabläufe nachhaltig gestalten und die passenden Materialien finden können, beschäftigt viele Praxen. Oft sind es kleine Schritte, die sowohl den Workflow als auch die Denkweise beeinflussen und zu Veränderungen führen können. 

Nachhaltige Verbrauchsmaterialien in der Zahnarztpraxis sind Produkte oder Materialien, die unter Berücksichtigung von Umweltaspekten und sozialer Verantwortung hergestellt werden. Im Folgenden ein paar Beispiele:

  1. Verpackungen, die auf das hygienisch Notwendigste reduziert sind. Weniger Verpackungsmaterial bedeutet eine geringere Abfallmenge.
  2. Wiederverwendbare Produkte (statt Einwegprodukten), die den Ressourcenverbrauch minimieren und Abfall reduzieren
  3. Recycelte und effiziente Produkte, die Ressourcen schonen und einen geringeren ökologischen Fußabdruck hinterlassen
  4. Büroverbrauchsmaterialien, die ihren vorgesehenen Zweck erfüllen, aber auf problematische Schadstoffe verzichten

Die umweltgerechte Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen stellt einen essenziellen Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft dar. Entscheidend, das Thema Nachhaltigkeit als Konzept und nicht als kurzfristige Maßnahme zu betrachten. Verschiedene Organisationen, die Industrie und die Wirtschaft bieten Hilfestellungen in Form von Checklisten, Ratgebern, Hilfsmitteln, Produkten und Materialien an. Dennoch ist es in der Zahnarztpraxis oft herausfordernd, nachhaltige Produkte zu identifizieren. In diesem Prozess ist es notwendig, nicht nur das Produkt selbst und seine Inhaltsstoffe zu bewerten, sondern auch die dazugehörigen Herstellungsprozesse und Verarbeitungsmethoden sowie die Möglichkeiten zur Aufbereitung und Entsorgung zu berücksichtigen.

Nachhaltige Materialien im Behandlungsalltag

In Bezug auf die Nachhaltigkeit der Behandlungsausstattung bestehen in der Zahnarztpraxis grundsätzlich zwei Optionen: Entweder entscheidet man sich für das Wegwerfen oder für die Aufbereitung. Derzeit tendieren immer mehr Praxen dazu, die Wiederaufbereitung zu bevorzugen und Einmalartikel nach Möglichkeit aus der Zahnarztpraxis zu verbannen. Jedoch muss diese Entscheidung auch an die Praxisstruktur angepasst werden, z. B. in Bezug auf die Verfügbarkeit von Mitarbeitern und die Größe der Aufbereitungsgeräte.

Hygiene

Das Thema Aufbereitung und Hygiene spielt eine entscheidende Rolle bei den Verbrauchsmaterialien, insbesondere wegen der vielen Plastik- und Papierfolien der verpackten Instrumente. Hier sollten regelmäßige Überarbeitungen des Hygieneplans, Schulungen der Mitarbeiter zur Hygiene und Reinigung sowie Geräteeinweisungen erfolgen. Weitere Möglichkeiten zur nachhaltigen Hygiene sind:

  • Flächendesinfektion mit umweltfreundlichem Tuchmaterial aus plastikfreien Naturfasern bzw. zertifizierten nachwachsenden Rohstoffen
  • Konzentraten mit Umverpackungen aus Recyclingmaterial
  • Biologisch abbaubares Reinigungsmaterial und Waschmittel
  • Genaues Zuschneiden der Einschweißfolien
  • Prüfung / Kontrolle des Ablaufdatums von Lagerung/Sterilgut
  • Sterilgut-Lagercontainern statt Einmalverpackungen

Ein häufiger Fehler, der unnötig Material verbraucht, ist die Händewaschung vor oder nach der Behandlung. Erforderlich und vorgeschrieben ist sie nur vor dem Arbeitsbeginn, bei sichtbarer Verschmutzung und nach Arbeitsende, ansonsten ist eine hygienische oder chirurgische Händedesinfektion ausreichend.

Liste nachhaltiger Materialien

☐ Becher aus Glas oder nachwachsenden Rohstoffen
☐ Stoffhandtücher als Patientenumhang (anstelle von Plastikservietten)
☐ Dappengläser aus Glas
☐ Zungenreiniger aus Metall
☐ Zylinderampullenspritzen
☐ Handtücher aus Recyclingpapier
☐ Nierenschalen aus Metall/Papier
☐ Handschuhe aus Nitril
☐ Abformlöffel aus Metall oder Bioplastik
☐ BioSensor-Schutzhüllen
☐ Einmalzahnbürsten aus Bambus in Papierverpackung
☐ Traypapier
☐ Speichelschnecken aus Zuckerrohr
☐ Luft-/Wassersprayaufsätze
☐ Polierkelche aus Kautschuk
☐ Zahnseide aus recycelten Wasserflaschen mit Pflanzenölen
☐ Biologische Polierpaste
☐ Bio Apply-Tips/Ohrenstäbchen
☐ Auffüllbare Materialien wie Ätzgel, Lippenpflege etc.

Praxisreinigung

In der gesamten Praxis können außerdem umweltfreundliche Reinigungsmittel für Fenster, Boden und Flächen eingesetzt werden.

Praxiskleidung

Achten Sie auch bei der Praxiskleidung auf Verbrauch und Nachhaltigkeit. Hochwertige Produkte halten in der Regel länger (farb- und formstabil) und müssen seltener erneuert werden. Dies gilt auch für OP-Kleidung und Hauben. Verwenden Sie gemäß den Richtlinien des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Verbund für Angewandte Hygiene (VAH) zertifizierte Waschmittel bei Temperaturen bis 60 °C. Bei Temperaturen von 90 bis 95 °C sind auch Biowaschmittel möglich. Die richtige Dosierung des Waschmittels und der Verzicht auf Weichspüler sind ebenfalls wichtige Aspekte, um in der Praxis umweltfreundlich zu waschen.

Gemeinschaftsräume und Energieverbrauch

In den Sozialräumen lassen sich für mehr Nachhaltigkeit problemlos einige energie- und wassersparende Maßnahmen umsetzen: Auch im Sanitärbereich können z. B. Wasserhähne mit Sensoren eingebaut oder der Wasserdruck angepasst werden, um die durchlaufende Wassermenge zu regulieren.

Liste nachhaltiger Produkte für den Sozialbereich:

  • Toilettenpapier, Papierhandtücher sowie Haushaltsartikel (Taschentücher, Küchentücher, Spülmittelflaschen) aus Recyclingmaterial verwenden
  • Feuchtes Toilettenpapier vermeiden
  • Filterkaffeemaschinen statt Maschinen mit Kapseln oder Pads nutzen

Digitalisierung der Rezeption und Verwaltung

Die Reduzierung des Papierverbrauchs kann durch den Umstieg auf digitale Prozesse optimiert werden. Anamnesebögen, Datenschutzerklärungen, Aufklärungsformulare, Rechnungen, Terminkärtchen und Materialbestellungen können digital ausgefüllt und verschickt werden. Befunde und Röntgenbilder lassen sich mithilfe von Tablets besprechen. Sollten dennoch Ausdrucke erforderlich sein, kann recyceltes Papier verwendet werden. Für schöne Briefbögen oder Terminkärtchen steht Papier aus Gras oder Silphie zur Verfügung. Der Einsatz von Messaging-Diensten oder speziellen Praxis-Apps erleichtert die Kommunikation und spart nicht nur Papier, sondern auch Zeit.

Fazit

Die Integration nachhaltiger Materialien in der Zahnarztpraxis ist ein bedeutender Schritt in Richtung Umweltschutz und soziale Verantwortung. Die Auswahl von Materialien, die unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte hergestellt werden, ermöglicht nicht nur eine Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks, sondern trägt auch zur Förderung einer bewussteren und nachhaltigeren Praxisführung bei, um die Belastung für die Umwelt zu minimieren.

Beitrag, erschienen in WIR in der Zahnarztpraxis, Ausgabe 03, Juni 2024