PZR: Polieren oder Pulverstrahlen?

Die professionelle Zahnreinigung (PZR) ist ein integraler Bestandteil der präventiven Zahnmedizin zur Vorbeugung von Zahn- und Zahnfleischerkrankungen. Der Ablauf ist in der Regel standardisiert und umfasst die Anamnese, die orale ­Inspektion mit Indizes, die Entfernung von Zahnstein und Plaque, die Politur der Zähne und die Fluoridierung.

Die Anamnese und der aktuelle Befund sind entscheidend, um mögliche Kontraindikationen für bestimmte Reinigungsmethoden identifizieren zu können. In diesem Artikel fokussieren wir auf zwei Hauptmethoden des professionellen Biofilmmanagements (Zahnreinigung): Polieren und Pulverstrahlen.

Einsatz der Methoden in der PZR

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In der Praxis ist es nicht unüblich, je nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten und den spezifischen Anforderungen der Behandlung verschiedene Reinigungsmethoden zu kombinieren. Durch die Kombination von mechanischem Polieren und Pulver-Wasser-Strahlen kann ein breiteres Spektrum an Zahnbelägen und Verfärbungen entfernt sowie ein effektives subgingivales Biofilmmanagement umgesetzt werden. An einigen Zahnflächen oder -bereichen können bestimmte Methoden die Zähne besser reinigen als an anderen.

Bei Patienten mit bestimmten medizinischen Befunden oder Empfindlichkeiten kann es jedoch ratsam sein, nur eine ­Reinigungsart zu verwenden. Zum Beispiel ist das Pulver-Wasser-Strahlen bei Patienten mit Lungenerkrankungen kontraindiziert. Manche Patienten finden eine Methode angenehmer als die andere. All diese Punkte sollten in der Praxis berücksichtigt werden.

Mechanische Poliermethode

Vor der Behandlung sollte eine gründliche Anamnese durchgeführt werden, um mögliche Kontraindikationen wie Allergien gegen Bestandteile der Polierpaste und Polierkörper, z. B. Gluten, Aromen, ätherische Öle oder Laktose, zu identifizieren.

Beim mechanischen Polieren werden ­Plaque, Verfärbungen und Biofilm mit rotierenden Polierkörpern, wie Kelchen und Bürsten, sowie mit einer abgestimmten Polierpaste entfernt. Dabei ist es wichtig, einige Grundlagen zu beachten, um eine effektive, schonende und ­sichere ­Behandlung zu gewährleisten. Ziel jeder Politur ist es, die Hygienefähigkeit der Zähne zu erhöhen und Verfärbungen ­effektiv zu entfernen.

Die Wahl der Polierkörper und der ­Polierpaste sollte sich nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten und dem ­Anwendungsbereich richten. Bevorzugte Polierkörper für Glatt- und Kauflächen sind Kelche oder Bürstchen, während sich zur interdentalen Politur v. a. spitze Kegel und Zahnseide sowie Polierstreifen eignen.

Für empfindliche Zahnoberflächen wie freiliegende Zahnhälse oder Dentin sind weichere Kelche (die Farben zeigen den Härtegrad an) und schwach abrasive Pasten empfehlenswert. Für einen besseren Patientenkomfort, z. B. im Unterkiefer lingual oder Oberkiefer bukkal, oder in Bereichen, in denen aus anatomischen Gründen wenig Platz ist, eignen sich Winkelstücke und Bürsten mit kleinem, niedrigem Kopf, z. B. W&H Proxeo Twist LatchShort.

Generell sollte die Anforderung gelten: effektivste Politur und optimale Reinigung bei minimaler Abrasion. Das bedeutet neben der Wahl der richtigen Paste die korrekte Handhabung anzuwenden. Gearbeitet wird stets abgestützt, von gingival nach koronal und ohne Anpressdruck, da selbst eine feine Polierpaste sonst abrasiv wirken kann. Aufgrund der möglichen Wärmeentwicklung sollte außerdem darauf geachtet werden, dass die Umdrehungszahl 3000-6000 Umdrehungen pro Minute nicht überschreitet. Auch zervikal leicht unter der Gingivalgrenze sollte poliert werden, nachdem dort festsitzende Beläge mechanisch entfernt wurden.

Die richtige Technik und der richtige Druck sind entscheidend für die Effektivität der Behandlung. Zu viel Druck kann den Zahnschmelz beschädigen, während zu wenig Druck die Reinigungswirkung mindert. Auch die Geschwindigkeit der rotierenden Bürste sollte kontrolliert und bei Bedarf angepasst werden. Eine zu hohe Geschwindigkeit kann zu einer Überhitzung des Zahns führen.

In der Regel wird mit den Pasten von grob über mittel zu fein poliert. Mittlerweile gibt es auch sog. selbstreduzierende Pasten (All-in-one- oder Two-in-one-Präparate), deren Abrasivstoffe sich während des Politurvorgangs verringern. Dadurch nimmt die Abrasivität stufenlos ab. Prinzipiell sollte der Relative-dentin-abrasivity(RDA)-Wert der verschiedenen Pasten beachtet werden, doch nicht immer ist dieser absolut aussagekräftig und vorallem nicht einheiltich, da es keine DIN-Norm gibt. Kunststofffüllungen sollten nur mit feiner Polierpaste und einem RDA-Wert von 5 gereinigt werden.

Der pH-Wert der Paste sollte möglichst im neutralen Bereich liegen. Der Wert wird jedoch nicht bei jedem Produkt angegeben. Weitere Inhaltsstoffe können sinnvoll sein. So kann bei empfindlichen Zähnen oder Implantaten auf sanfte Polierpasten (RDA< 5) zurückgegriffen werden. Bei ­Patienten mit hohem Kariesrisiko ist auch eine Politur mit Hydroxylapatit oder hohem Fluoridgehalt wie 12.300 ppm (z.B. Flairesse von DMG) möglich.

  • Einfach und schnell durchzuführen: Diese Methode ist unkompliziert und kann in kurzer Zeit abgeschlossen werden.
  • Effektive Entfernung von Plaque und Zahnstein an allen Zahnflächen und Implantaten: Die rotierende Bürste sorgt zusammen mit der Polierpaste für eine gründliche Reinigung.
  • Wenig bis keine Unannehmlichkeiten für den Patienten: Die meisten Patienten empfinden diese Methode als angenehm und schmerzfrei.
  • Wirkung der Inhaltsstoffe: Beim Poliervorgang können individuelle Wirkstoffe eingearbeitet werden.

Air-Polishing-Methode (Pulver-Wasser-Strahlen)

Beim Air-Polishing werden die Zähne unter Druck durch ein Gemisch aus Luft, Wasser und Prophylaxepulver von weichen Zahnbelägen und Verfärbungen gereinigt. Hierbei sollten besondere Vorsichtsmaßnahmen für Patient und Behandler getroffen werden. Vor der Anwendung sollten die Patienten über den Ablauf und mögliche Unannehmlichkeiten informiert werden. Eine sorgfältige Anamnese ist unerlässlich, insbesondere bei Patienten mit Atemwegserkrankungen wie Asthma oder chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), da die Methode in solchen Fällen kontraindiziert sein kann.

Um einen bestmöglichen Infektionsschutz zu gewährleisten, sollte vor der Behandlung mit einer keimreduzierenden Lösung gespült und während der Behandlung eine leistungsfähige Absaugung sichergestellt werden. Beim Pulver-Wasser-Strahlgerät muss unbedingt auf die richtige Einstellung von Druck und Strahlwinkel geachtet werden. Ein zu hoher Druck oder ein falscher Winkel kann den Zahnschmelz oder das Zahnfleisch beschädigen. Der Strahl sollte immer in kontrollierten, gleichmäßigen Bewegungen über die Zahnflächen geführt werden. Dabei ist zu vermeiden, zu lange auf einer Stelle zu verweilen, um Überhitzung und Abnutzung des Zahnschmelzes zu verhindern. Eine abschließende Fluoridierung kann den Zahnschmelz stärken.

Als zusätzlicher Service kann Vaseline oder Kokosfett auf die Lippen aufgetragen werden, um das Austrocknen zu verhindern. Mithilfe eines Prophylaxetuchs können Gesicht und Kleidung abgedeckt werden.

Je nach Behandlungsphase sowie Umfang und Substanz der Zahnbeläge kommen verschiedene Pulverarten zum Einsatz. Für sehr starke Verfärbungen, die oft durch Rauchen oder stark färbende Lebensmittel hervorgerufen werden, wird am häufigsten grobkörniges Natriumhydrogencarbonat verwendet. Kalziumcarbonat ist durch seine mittlere Körnung sanfter und wird darum oft für empfindliche Zähne verwendet. Das sehr feine Pulver aus Glycin oder Erythritol + möglichen Chlorhexidin-Digluconat-Zusätzen ist besonders gut für die Reinigung von Zahnfleischtaschen und empfindlichen Bereichen geeignet. Prophylaxepulver mit Abrasivkörpern aus Trehalose (wasserlöslich) bieten durch ihre verschiedenen Korngrößen eine effektive und schonende Reinigung. Nach grober Entfernung von Farbbelägen mit Natriumbicarbonat werden alle Zahnflächen mit feiner Polierpaste fein geglättet.

Anwender haben beim Pulver-Wasser-Strahlen die Wahl zwischen sogenannten Handys und Standgeräten. Handys sind im Vergleich zu Standgeräten bei der Anschaffung günstiger, jedoch hinsichtlich ihres Einsatzspektrums auch begrenzter.

Aufgrund der kleineren Pulverkammern am Handy sind eher kürzere Prophylaxemaßnahmen möglich. Neuere Generationen überzeugen durch ihr gutes Handling dank geringer Größe und geringen Gewichts. Auch das Wechselkammerprinzip, z. B. Lunos von Dürr Dental, das ein leichtes und sauberes Wechseln der unterschiedlichen Pulvertanks ermöglicht, hat sich im Workflow bewährt.

Für alle Praxen, aber besonders für Großpraxen mit einem hohen Prophylaxe­durchlauf sind Tisch- oder Standgeräte effizienter. Sie bieten nicht nur eine hohe Flexibilität bei den Einstellungsmöglichkeiten bezüglich der Mengenzufuhr und Temperatur des Pulver-Wasser-Gemischs, sondern ermöglichen durch die großen Pulvertanks und das leichte Handstück auch ein langes und ergonomisches Arbeiten.

  • Effiziente Entfernung von Plaque und Verfärbungen: Diese Methode ist besonders wirksam bei der Entfernung von hartnäckigen Belägen und Verfärbungen.
  • Schonend für Zähne und Zahnfleisch: Air-Polishing in feinster Pulverkörnung ist weniger abrasiv und daher schonender für den Zahnschmelz und das Zahnfleisch.
  • Kurze Behandlungszeit: Die Behandlung kann oft in kürzerer Zeit abgeschlossen werden als bei anderen Methoden.
  • Anwendbar auf Implantaten: Diese Methode ist mit den entsprechend feinen Pulvern auch für die Reinigung von Zahnimplantaten geeignet.
  • Patienten mit Atemwegserkrankungen: Bei Patienten mit chronischem Asthma, COPD o. Ä. ist diese Methode nicht empfohlen, da das Pulver die Atemwege zusätzlich reizen kann.
  • Patienten mit Niereninsuffizienz
  • subkutane Emphysemsgefahr bei falscher Anwendung (falscher Winkel und zu hoher Druck)
  • Freiligende Zahnhälse
  • White Spots
  • Schmelzreifungsphase

Fazit

Sowohl die mechanische Poliermethode als auch das Air-Polishing haben jeweils Vorteile und können je nach individuellen Bedürfnissen des Patienten und Zustand der Zähne eingesetzt werden. Die Anamnese spielt dabei eine entscheidende Rolle, um mögliche Kontraindikationen frühzeitig identifizieren und die geeignete Methode auswählen zu können.

Beitrag, erschienen in Wir in der Praxis 06/23